Paralympic 2012 London


Am Mittwoch 05.September ging die Reise nach London los. Nachdem wir die Qualifikation an der Heim-EM letztes Jahr nur hauchdünn verpasst haben, müssen wir nun halt als Zuschauer an die Paralympic reisen. Bei  der zweiten Phase des Ticketverkaufs hatten wir Glück und konnten uns 12 Tickets sichern. Diese waren zwar lediglich Tagespässe die uns den Zutritt zum Olympic Park gewährten jedoch nicht sicher zu den Sportstadien. Es galt die Regel „first come, first serve“ für eine begrenzte Anzahl Plätze, die für diese Tagespässe reserviert wurden. Unsere Gruppe bestand aus fünf Spielern der Rugbynationalmannschaft die eben die Quali nicht geschafft hatten und wir reisten nun mit gemischten Gefühlen nach London, denn eigentlich wollten wir ja unsere Rugbystühle auch mitnehmen. Nach der Landung in London Luton sind wir auf sehr freundliche Stewarts getroffen die in den auffälligen violetten Paralympicbekleidung uns den schnellsten Weg zu unserem Hotel erklärten. Wir fuhren mit dem Zug ins Zentrum und bei jedem Umsteigen kamen sofort die Bahnangestellten mit Rampen um uns das Aus-/ Einsteigen zu erleichtern. Nach einem Drink in der Hotelbar gingen wir schlaffen, den Donnerstag hatten wir die ersten Tickets. Die Anreise war wirklich kinderleicht, denn alles war sehr gut beschriftet und dieser violette Paralympicschriftzug war überall sehr schnell zu erkennen. Falls dennoch mal was unklar war, konnte man sofort einen Stewart erkennen, welcher einem die nötigen Infos gab. Mit der U-Bahn fuhren wir zum Olympia Gelände wo schon von weitem das Olympiastadium und der Orbit(ein 115m hoher Aussichtsturm im Gelände)zu erkennen waren. Der Eintritt war wie an einem Flughafen wo Taschen etc. kontrolliert wurden. Die ersten Rugbyspiele begannen um 14:00 und es blieb uns Zeit um den Orbit zu erklimmen. Als wir Tickets kaufen wollten, mussten wir jedoch feststellen, dass wir frühestens für die Session von 20:00 ein Ticket kaufen konnten, da alles vorher bereits Ausverkauft war. Wir begaben uns sehr früh vor die Basketballarena um sicher auch den Eintritt zu haben, da ja nur die ersten sicher Zutritt erhielten. Nach 1 1/2h warten waren wir im Stadium und wir waren sehr glücklich endlich im Stadium zu sein und Rugby an den Paralympic 2012 zu sehen! Das erste Spiel war SWE-AUS und es verlief wie erwartet etwas einseitig für AUS, welche zwei extrem dominante Spieler besitzen, die das Spiel klar entschieden. Wir haben alle 4 Spiele an diesem Tag betrachtet und eine Überraschung blieb heute aus. Als wir gegen 23:00 das Stadium verliessen war es dunkel und die Stadien strahlten in verschiedenen und wechselnden Lichtern. Dazu diese unfassbare Menge an Menschen, was für ein Erlebnis!!Für den Freitag hatten wir leider keine Tickets und so blieb Zeit für Sightseeing durch London und abschliessend das Nachtleben noch zu geniessen. Den ganzen Tag sind wir immer über die Resultate updatet worden und wir konnten so erfahren, dass SWE gegen CAN mit einem Tor Differenz verlor und so in der Gruppe B sich Australien und Canada für die Halbfinals qualifizierten und Schweden und Belgien um die Plätze 5-8 Spielen mussten.  In der Gruppe A setzte sich der Weltmeister und Paralympicsieger von Peking USA klar durch. Als zweiter erreichte auch  Japan die Halbfinals nach einem deutlichen Sieg von 51:39 gegen GB. Am Samstag machten wir uns wieder sehr früh auf um auch wirklich Zutritt zu erhalten, denn es begannen die Crossoverspiele. Soviel schon jetzt, heute wurde es dramatisch! Das erste Spiel war GB-Belgien, wo sich der Lokalmatador klar durchsetzen konnte. Als zweites kam Schweden gegen Frankreich wobei Frankreich bis zum Ende des dritten viertel das Spiel ausgeglichen halten konnte und erst im vierten Viertel etwas an Substanz fehlte und so konnte Schweden dieses Spiel doch noch für sich entscheiden. Dieses Spiel war für mich besonders schwer zu ertragen, denn gerade gegen die FRA hatten wir unsere Qualifikation mit einem(!) Tor Differenz nicht erreicht und dann wären wir jetzt da unten und würden vor 12000 Zuschauern und einer atemberaubenden Stimmung spielen. Als nächstes kam das erste Halbfinal zwischen Australien und Japan. Die beiden dominanten Spieler Batt/ Bond entschieden auch dieses Spiel sehr deutlich mit 59:45. Als zweites Halbfinal trafen die Erzrivalen Canada und USA aufeinander. Von den USA wurde erwartet, dass sie ihre Goldmedaille von vor 4 Jahren verteidigen werden können und gelten als Mass in der Rugbywelt. Was im ersten Viertel dies Halbfinal geschah raubte allen Zuschauern den Atem. Canada startete unglaublich und die USA geriet immer mehr in Rückstand. Erfahrenen Spielern unterliefen Fehler um Fehler und am Ende des Viertels führte Kanada mit 7(!) Toren, dies war unfassbar. USA wurde gedemütigt und die Reaktion folgte klar, so konnte im zweiten und dritten Viertel der Rückstand weg gemacht und ca. 4 min vor Schluss stand es Unentschieden. 50 Sekunden vor Schluss hat USA den Ball und könnte das letzte Tor erzielen und den Final erreichen, doch es kommt anders den die Canadier können den Ball erobern und der schnellste Spieler kriegt in dieser Aktion gleich auch noch eine Strafe und muss auf die Strafbank. Somit konnte Canada das letzte Tor erzielen und den Finaleinzug realisieren. Die Freude war grenzenlos wie auch die Enttäuschung auf Seiten der USA im speziellen Chuck Aoki der den Ball verloren hat und damit die entscheidende Szene auslöste. Anschliessend folgten noch die Klassierungsspiele von 5.- 8. Platz wobei GB den amtierenden Europameister Schweden besiegte und somit fünfter wurde. Den siebten Platz erreichte Belgien mit einem Sieg über Frankreich. Das kleine Final konnte USA gegen Japan erneut gewinnen wie in der Gruppenphase und sie erreichen somit die Bronzemedaille. Im Final hatte Canada nicht mehr viel den Australiern entgegen zu setzen. Immerhin hatten sie in der Gruppenphase bereits gegen Schweden mit lediglich einem Goal gewonnen und ja auch im Halbfinal gegen USA mit einem. Dies hat physisch wie auch psychisch sicherlich alles abverlangt und so verlor man den Final mit 66:51.
Rückblickend bin ich von der Organisation, dem Zuschaueraufmarsch wie auch von der medialen Präsenz wirklich sehr begeistert. Die ganzen Spiele waren ausverkauft und über die 2 Wochen waren schätzungsweise 2.7 Millionen Menschen an den Paralympic. Dies ist sicherlich eine grosse Anerkennung für den Behindertensport!

MoA

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Schweizer Paraplegiker Vereinigung SPV
TK Rollstuhlrugby
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